Wortwörtliche Übersetzungen sind grundsätzlich zu vermeiden, aber in vielen Fällen sind sie absolut unbrauchbar. Ein Ausgangstext basiert auf der Kultur, in der er geschrieben wurde, und nicht immer sind diese kulturellen Elemente ohne Weiteres auf das Zielland übertragbar. Deshalb ist Lokalisierung unerlässlich. Produkte wie Software, Marketingtexte, Websites, audiovisuelles Material, Bücher und/oder Zeitungen müssen für die Verwendung in anderen Ländern und Regionen angepasst werden. Beim Übersetzen werden die (kulturellen) Normen und Werte sowie die Bedürfnisse und Erwartungen des jeweiligen Zielmarktes berücksichtigt. Insbesondere in puncto Lokalisierung ist es notwendig, mit einem qualifizierten Übersetzungsbüro zusammenzuarbeiten, das diese Anforderungen kennt und erfüllt.
Lokalisierung auf Sprachebene
Die Lokalisierung kann sich auf die Sprache und die Rechtschreibung beziehen und weist Überschneidungen und sogar Gemeinsamkeiten mit „üblichen“ Übersetzungen auf. Dazu gehört die Verwendung von Satzzeichen und Leerzeichen, die von Land zu Land und damit von Sprache zu Sprache variieren. Im Englischen werden beispielsweise Tausender durch Komma (z. B. 200,000) und Dezimalzahlen durch einen Punkt (z. B. 30.18) angegeben. Weitere Beispiele: In Frankreich, Spanien, Portugal und Polen befindet sich das €-Zeichen hinter dem Betrag. Im Französischen wird vor verschiedene Interpunktionszeichen (: ; ? !) ein Leerzeichen gesetzt, und im Spanischen beginnen Fragen mit einem umgekehrten Fragezeichen (¿Dónde está mi coche?).
Lokalisierung von URLs und Kontaktinformationen
Eine weitere Grundvoraussetzung an die Lokalisierung ist die Anpassung von Webadressen und Kontaktinformationen. Dies gilt insbesondere für die Übersetzung von Pressemitteilungen und Marketingtexten von international operierenden Unternehmen. Wenn beispielsweise eine Broschüre in mehreren Ländern veröffentlicht wird, sollte die deutsche Version natürlich einen Link zur deutschen Website sowie die Adresse und Kontaktinformationen der nationalen Niederlassung enthalten. Auch wenn der übrige Inhalt sich nicht unterscheidet, liegt am Ende eine lokalisierte Broschüre vor.
Kulturelle Lokalisierung
In den meisten Fällen reichen die oben genannten grundlegenden Lokalisierungsebenen nicht aus, um Produkt- oder Marketingkommunikation effektiv an einen bestimmten Markt oder eine bestimmte Zielgruppe anzupassen. In der Regel kommen noch kulturelle Unterschiede hinzu. Bei der Lokalisierung einer Website zum Beispiel sind neben der Schreibweise und den praktischen Informationen auch Formulierungen, Ausdrücke, Anreden, Suchbegriffe sowie die Verwendung von Farben und das Design zu beachten. Hin und wieder müssen Broschüren sogar komplett neu geschrieben werden, weil etwa nicht alle enthaltenen Produkte im betreffenden Land angeboten werden. Auch können Inhalte auf aktuelle lokale oder nationale Ereignisse verweisen, die für andere Länder unerheblich sind. Und zu guter Letzt: Produktnamen, Begriffe, Formulierungen oder Redewendungen können in anderen Sprachen eine völlig andere (und sogar peinliche oder beleidigende) Botschaft vermitteln. Daher ist es unbedingt notwendig, dass das Übersetzerteam den lokalen Markt kennt und die Sprache perfekt beherrscht. Schließlich sollte die Kundschaft klare Informationen erhalten und nicht verwirrt werden oder sich vor den Kopf gestoßen fühlen.
Eine gute Lokalisierung kann im Übrigen nicht nur für die Marketingkommunikation ausschlaggebend sein, sondern auch bei der Übersetzung von juristischen Dokumenten, wie Verträgen, Vereinbarungen oder notariellen Urkunden. Die rechtlichen Institutionen und Verfahren sind schließlich je nach Land unterschiedlich. Ein Rechtsbegriff bedeutet in einer anderen Sprache oft etwas anderes, und somit sind gründliche Kenntnisse des Rechtssystems im Zielland erforderlich. Die Übersetzung muss daher immer im Einklang mit den örtlichen Gesetzen und Verfahren stehen. Juristische Übersetzer verfügen häufig über einen juristischen Abschluss, doch sie sind und bleiben Übersetzer und keine Juristen. Solche Dokumente sollten daher am besten von einer lokalen Rechtsvertretung lokalisiert oder wenigstens gründlich geprüft werden.
Lokalisieren: mehr als nur Text
Insbesondere Großunternehmen beschränken sich bei der Lokalisierung ihrer Produkte nicht nur auf die Texte. So überarbeitete das Animationsstudio Pixar für sein ausländisches Publikum verschiedene Szenen im Film Inside Out. In einer Szene verfolgten die Charaktere ein Eishockeymatch. Weil diese Sportart insbesondere in Nordamerika beliebt ist, in anderen Erdteilen aber weniger, bot Pixar eine zusätzliche Variante an, in der Eishockey durch Fußball ausgetauscht wurde. Nebenbei sei erwähnt, dass einige Länder sich dann doch für Eishockey entschieden haben, weil die Handlung sich in den Vereinigten Staaten abspielt, und Eishockey daher besser passt. Ein großartiges Beispiel dafür, wie knifflig Lokalisierung sein kann.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist der Film Pulp Fiction von Regisseur Quentin Tarantino. In einer bekannten Szene erklärt eine der Personen, dass ein Quarter Pounder von McDonald's in Frankreich „Royale“ heißt, weil in Frankreich das anglo-amerikanische Maßsystem nicht bekannt ist, und man die Bedeutung von „Pound“ daher nicht kennt. Auch in Deutschland trägt diese Hamburgervariante mit „Hamburger Royal TS“ einen anderen Namen, während in den Niederlanden wiederum der „Quarter Pounder“ ein bekannter Begriff ist. Das zeigt, dass auch Gewichtseinheiten in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt werden.
Coca Cola geht in Sachen Lokalisierung besonders durchdacht vor. Im Jahr 2013 lancierte der Softdrinkhersteller die Kampagne „Share a Coke“, bei der jedes Flaschenetikett mit einem anderen Vornamen bedruckt wurde. Die Namen wurden natürlich an das jeweilige Land angepasst, in dem die Cola verkauft wurde, aber das Unternehmen achtete auch auf lokale Befindlichkeiten. In China etwa ist es verpönt, jemanden in diesem Rahmen mit dem Vornamen anzusprechen. Wie hat Coca Cola diese Herausforderung gelöst? Durch den Gebrauch der Begriffe „guter Freund“ und „Klassenkamerad“ anstelle von Vornamen. Damit wurden die kulturellen Unterschiede des chinesischen Marktes respektiert, ohne die persönliche Note der Marketingkampagne einzubüßen.
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